Sonntag, 19. Juni 2011

Dem Wirt wird der offene Brief überreicht
Offener Brief an die Leonberger Kneipe "Treffbar"

Sehr geehrte Frau Schlesinger, Inhaberin der „Treffbar“,

hiermit wollen wir Sie nocheinmal schriflich in Form eines offenen Briefes darauf hinweisen, dass sich regelmäßig Neonazis in Ihren Räumlichkeiten treffen und ihnen damit Platz geboten wird, ihre braune Propaganda und die menschenverachtende Hetze gegen all diejenigen, die nicht in ihr beschränktes Weltbild passen, zu verbreiten.

Erst im Sommer letzten Jahres wurde ein Infotisch der Antifaschistischen Initiative Leonberg (AIL), der vor der Römergalerie stattfand, von mehreren Neonazis brutal mit Bierflaschenwürfen, Baseballschlägern und Reizgas angegriffen.
Ein bekanntes Gesicht der aggressiven Angreifer, ist oft in Ihrem Lokal anzutreffen und auch auf den Bildern, die auf Ihrer Hompage veröffentlicht sind, mit offensichtlichen Nazisymoliken auf der Kleidung wiederzuerkennen.
Kürzlich, am 17. Dezember.2010 wurde eine Gruppe bekannter Neonazis aus der Region in Ihrem Lokal angesprochen und darauf hingewiesen, dass sie nicht erwünscht seien. Darauf hin wurden diese Nazigegner rausgeschmissen und die Nazis durften in Ruhe ihr Bier weitertrinken.
Ganz egal wer so etwas duldet, sei es Wirt oder anwesender Gast, macht sich zum Wegbereiter für das braune Gedankengut der Nazis und erstärkt somit auch die rechte Szene.
Um Nazis und ihrem menschenverachtenden Gedankengut wirkungsvoll etwas entgegenzusetzen, muss auf allen Ebenen gehandelt werden, dazu gehört auch, ihnen keinen Platz in öffentlichen Räumen zu bieten und ihnen somit wenigstens teils den Nährboden zu entziehen.

Wenn man also nur aus Profitinteressen duldet und damit auch unterstützt, dass Nazis sich ungestört treffen können, macht man sich selbst zum Mittäter und sollte lieber auf die paar Euro verzichten.
Außerdem stellen sie wegen ihrer Gewaltbereitschaft gegenüber MigrantInnen und Andersdenkenden ein ernormes Risiko für alle anderen Gäste dar und sind immer wieder für brutalste Schlägereien und Übergriffe verantwortlich.

Wir als Antifaschistinnen und Antifaschisten fordern Sie also auf, den Neonazis nicht weiterhin einen Platz zu bieten und sich öffentlich von ihnen zu distanzieren. Sie sind nicht dazu gezwungen, den Nazis Eintritt zu gewähren, sondern können von Ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Schmeißen Sie die Nazis einfach raus!

Wehren Sie sich gegen die Nazis und lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass es für die braunen Schläger keine Akzeptanz gibt, weder auf der Straße noch in Ihrem Lokal.

Im Anhang haben wir Ihnen ein durchgestrichenes Hakenkreuz beigelegt, dass Sie sich an die Eingangstür hängen können, um klar Stellung zu beziehen, dass Nazis in Ihrer Kneipe nicht erwünscht sind und Sie sich ausdrücklich von Faschisten distanzieren.
Außerdem haben wir die bekanntesten Nazisymbole aufgelistet, damit Sie die Neonazis erkennen und sie direkt rausschmeißen können.

Alle anderen Kneipen auf dem Leonberger Markplatz wurden ebenso informiert und darum gebeten, Neonazis keinen Platz in ihrer Kneipe zu bieten.

Wir verstehen diesen Brief als einen offenen Brief, den wir an einige regionale Parteien, Zeitungen, Kneipen und Organisationen verschicken und im Internet veröffentlichen werden.

Antifaschistische Initiative Leonberg
antifa.leonberg.blogspot.com
Kontakt: AIL_Mail@gmx.de

++Der Wirt reagierte positiv auf den offenen Brief++

Montag, 13. Juni 2011

Nazis in Leonberg? Nicht mit uns!
Eine Broschüre der Antifaschistischen Initiative Leonberg 

Inhalt der Broschüre "Nazis in Leonberg? Nicht mit uns!":In folgendem Text möchten wir, die Antifaschistische Initiative Leonberg [AIL], unsere Einschätzung zu faschistischen Aktivitäten und Strukturen in der Region Leonberg, Gegenaktivitäten und zu der Reaktion von Stadt und Polizei darlegen.
Faschismus und Antifaschismus in und um Leonberg
In den vergangenen Jahren ist der Landkreis Böblingen zu einem der Schwerpunkte der baden-würrtembergischen NPD geworden. Neben faschistischen Hetzveranstaltungen und neonazistischen Konzerten kam es auch zu einigen Angriffen von Neonazis auf Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen.
Daraufhin gab es unter anderem einen antifaschistischen Infotisch im Januar 2010 am Leonberger Bahnhof. Auch dort tauchten am Rande Neonazis auf, pöbelten und rissen InfotischteilnehmerInnen Anstecker ab.
Im Frühjahr 2010 gründete sich die Antifaschistische Initiative Leonberg um durch Öffentlichkeitsarbeit das Problem mit Neonazis in und um Leonberg zu sensibilisieren und gemeinsam und entschlossen den faschistischen Umtrieben entgegenzutreten.
Am 17.7.10 veranstalteten wir eine Kundgebung vor der Römergalerie um vor dem Treiben der Neonazis zu warnen und dem entgegenzuwirken. Während einer Rede kamen Neonazis angerannt und warfen Glasflaschen in Richtung der AntifaschistInnen. Die Neonazis flohen und wurden von AntifaschistInnen verfolgt. Aus umliegenden Gebüschen kamen weitere Neonazis mit Baseballschlägern bewaffnet auf die AntifaschistInnen zu. Glücklicherweise wurde bei diesem Neonaziangriff niemand verletzt. Die Neonazis wurden von der Polizei festgenommen.
Am selben Abend/in der Nacht wurde eine Gedenktafel an der KZ-Gedenkstätte in Leonberg mit Nazi-Symbolen beschmiert.
Am 11.März 2011 kam es wohl zu einem der brutalsten Naziangriffe in den letzten Jahren. An diesem Freitagabend trafen drei antifaschistische Jugendliche auf eine ebenso große Gruppe von Neonazis vor der Treffbar am Leonberger Marktplatz. Es kam zu einem Wortgefecht aus dem einer der Neonazis damit prahlte bei dem Angriff auf den antifaschistischen Infotisch am 17.7.10 dabei gewesen zu sein. Daraufhin schoss er unvermittelt mit einer Gaspistole einem der jungen Antifaschisten aus kürzester Entfernung ins Auge. Die drei Neonazis flüchteten. Der Antifaschist wurde sofort in eine Augenspezialklinik gebracht und zweimal notoperiert. Er musste stationär behandelt werden und hat bis heute seine volle Sehkraft nicht wieder.
Am Sonntag, dem 13.März demonstrierten ca. 200 Antifaschisten und Antifaschistinnen gegen faschistische Gewalt in Leonberg.
Entfaltungsmöglichkeiten der Faschisten
Neben kleineren Gemeinden um Leonberg, wie Rutesheim, Höfingen oder Weissach halten sich die Faschisten des Öfteren auch am Leonberger Markplatz auf, wobei sie provokant mit Nazishirts auftreten.
Als AntifaschistInnen am 17.Dezember 2010 Neonazis in der Kneipe "Treffbar" ansprachen und ihnen sagten, dass sie unerwünscht seien, wurden die Nazis vom Wirt verteidigt. Die Nazis in der Treffbar tragen eindeutige T-Shirts mit Reichsfahnen, dem Aufdruck "White Power" oder andere eindeutige neonazistische Symbole. Sie waren zum Großteil bei Angriffen auf Andersdenkende und/oder MigrantInnen dabei. Die Kneipen bieten den Faschisten Entfaltungsmöglichkeiten für ihre menschenverachtende Hetze.
Wie wir wissen, stellen die Neonazis am Leonberger Marktplatz eine Gefahr für alle dar, die nicht in ihr Menschenbild passen und schrecken auch vor Angriffen mit Gaspistolen, wie am 11.März 2011 vor der Treffbar nicht zurück!
Wir fordern die Besitzer der Kneipen und insbesondere der "Treffbar" auf, sich öffentlich von Neonazis zu distanzieren und sie nicht in den Kneipen zu dulden. Wir fordern die Besitzer der Kneipen auf, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Faschisten oder Besuchern mit neonazistischen Symbolen keinen Platz in ihrer Kneipe zu bieten, sondern sie raus zu schmeißen!
Natürlich werden wir und weder von gewalttätigen Neonazis, noch von Polizei und Stadt einschüchtern lassen, sondern werden die Nazis jetzt erst recht, konsequent und überall dort bekämpfen wo sie auftauchen - in Kneipen, auf den Straßen, Festen oder im Parlament!
NPD
Die NPD ist die bedeutenste faschistische Kraft in ganz Baden-Würrtemberg. Sie bietet Neonazis aller Strömungen strukturelle und finanzielle Möglichkeiten für ihre Arbeit. Im Böblinger Kreisrat sitzt der mehrfach vorbestrafte NPD-Funktionär Janus Nowak. Mit lächerlichen Anträgen etc. versucht er auf sich aufmerksam zu machen und zu provozieren. In den vergangenen Wahlkämpfen versuchte die NPD im Landkreis Böblingen mit rassistischen Plakaten und Hetze in Form von Flugblättern, ihre menschenverachtende Ideologie zu propagieren. Die Wählerstimmen von 2006 konnten die Faschisten von 557 auf 1085 Stimmen 2001 im Wahlkreis Leonberg fast verdoppeln.
Militante Neonazis und NPD-Funktionäre in Hemd und Krawatte arbeiten Seite an Seite.
2007 veranstaltete die NPD in Sindelfingen ein Konzert mit dem bekannten Neonazi-Liedermacher Frank Rennicke.
Am selben Abend, an dem unser Freund und Antifaschist in Auge geschossen wurde, hielt die NPD, mit Janus Nowak, eine Veranstaltung in Leonberg ab.
Auch aus anderen Regionen zeigt sich der Fakt, dass immer dort wo die NPD stärker wird, es vermehrt zu neonazistischen Übergriffen kommt.
Reaktion von Stadt und Polizei
Seit Jahren versuchen Stadt und Polizei das Naziproblem in der Region Leonberg herunterzustufen, zu leugnen oder schlicht und einfach zu ignorieren.
Nach dem Angriff auf unseren Infotisch im Juli 2010 wurden die Neonazis mit Baseballschlägern festgenommen aber schon nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Verfahren gegen sie wurden gegen eine kleine Geldstrafe eingestellt. Die Antifaschistinnen und Antifaschisten, die sich als Zeugen bzw. Geschädigte meldeten, wurden von der Polizei bzw. Staatsanwaltschaft nicht darüber informiert.
Wenn Neonazis eine antifaschistische Kundgebung mit Baseballschlägern, Flaschenwürfen und Reizgas angreifen und ihr Verfahren, im Unwissen der Opfer eingestellt wird, tauchen in der Polizeistatistik keine rechten Straftaten auf. Im Gegenteil wurde nach der Kundgebung versucht, die AntifaschistInnen zu kriminalisieren und zu denunzieren.
Die Polizei will offensichtlich mit allen Mitteln verhindern, dass dem Problem mit Faschisten in Leonberg entgegengewirkt wird.
Nach dem faschistischen Übergriff mit einer Gaspistole im März 2011, behauptet die Polizei in dem Angriff "keine extremistische oder rassistisch motivierte" Straftat zu erkennen, bei dem Angriff habe "Alkohol eine Schlüsselrolle gespielt". Dies sind dreiste Lügen!
Der 21-jährige Täter aus Rutesheim war schon bei dem Angriff auf den antifaschistischen Infotisch dabei und ist bekennender Neonazi. An dem Tag des Übergriffs mit der Gaspistole wurde der Neonazi nicht gefasst.
Das Opfer hatte an dem Abend 1 Bier, sowie zwei Schwarztee getrunken. Bei ihm wurde kein Alkoholtest gemacht, noch hatte er angegeben betrunken gewesen zu sein. Dass die Polizei hier von einer Tat mit Alkohol als Schlüsselrolle spricht, ist nicht nur eine dreiste Lüge, sondern sie versuchen damit auch den menschenverachtenden Hintergrund der Tat zu verheimlichen.
Die Polizei brauchte über einen Monat mit mit einer 8-köpfigen Ermittlergruppe die Faschisten aus einem Personenkreis von ca. 5 Personen zu ermitteln! Der Täter, ein 21-jähriger Rutesheimer, sowie seine beiden Mittäter, ein 20-jähriger aus Stuttgart und ein 17-jähriger aus Rutesheim, haben die Tat gestanden. Sie sind alle weiterhin auf freiem Fuß!
In der einmonatigen Ermittlungsphase hatte die Polizei nichts besseres zu tun, als bei bekannten AntifaschistInnen zu Hause aufzukreuzen, zu versuchen sie einzuschüchtern, in zivil AntifaschistInnen zu kontrollieren und sie zu "bitten" nicht auf den Marktplatz zu gehen.
Wir fordern die Polizei und die Stadt auf, endlich das Problem mit Faschisten in Leonberg zuzugeben, nicht zu verharmlosen und sofort mit Einschüchterungsversuchen und Kriminalisierung antifaschistischer Gegenwehr aufzuhören.
Wir dürfen uns nicht auf Polizei und Stadt verlassen, die den Ruf eines schönen, beschaulichen und ruhigen Leonbergs mit der Realität nicht "beschmutzen" wollen.